VV-Kolumne: Währung

Alles außer Euro

Kolumnist -

von Michael Thaler, Vorstand der TOP Vermögen AG in München

Nur selten finden sich Fremdwährungsanleihen in Depots von Privatanlegern. Dabei ist eine Diversifizierung über Währungen unerlässlich. Denn vielen Euro-Ländern fehlt es an Haushaltsdisziplin. Engagements in andere Währungen können dem Depot einen Renditeschwung verschaffen.

Alles in Allem ist der Euro eine Erfolgsgeschichte. Über fast einen gesamten Kontinent hinweg lässt sich mit einer Währung bezahlen. Aber der Euro ist auch eine weiche Währung. Da die Maastricht-Kriterien in Bezug auf Staatsverschuldungsobergrenzen mehr und mehr als Orientierungswert gesehen werden, fehlt die Haushaltsdisziplin in vielen Ländern, um aus dem Euro eine Art D-Mark 2.0 zu machen.

Die Inflation hat sich gerade in den vergangenen Jahren massiv durch die EU-Volkswirtschaft gegraben und das Vertrauen in die Europäische Zentralbank erschüttert. Daher sollten Anleger und Anlegerinnen Fremdwährungen bei Anleihen berücksichtigen.

In Ländern wie den USA bieten sich gerade attraktive Zins-Chancen. Dort bieten Unternehmen mit Investment-Grade-Rating den Anlegern Zinsen von mehr als fünf Prozent. Im Gegenzug sind die Entwicklungschancen des US-Dollars gegenüber dem Euro wohl begrenzt. Zu groß ist in den USA das Haushaltsloch, welches durch Staatsschulden finanziert wird.

Gute Zinsen in nah und fern

Andere Währungen bieten dagegen eine gute Substanz. Kanada und Australien sind zwei wahre Wirtschaftswunderländer, die sich weltweit nicht nur aufgrund des Rohstoffreichtums einer guten Solidität erfreuen.

Rohstoffreich ist auch Norwegen. Aus diesem Grund korreliert die norwegische Krone oft mit dem Ölpreis. Dies dürfte aber von den Marktteilnehmern als Anachronismus empfunden werden, denn Norwegen ist mit seinem staatlichen Ölreservefonds einer der weltweit größten Aktienanleger. Mehr als 1.600 Milliarden Euro ist der Fonds schwer und unterlegt die norwegische Krone damit mit einer vertrauensvollen Substanz.

Die Renditen von Staatsanleihen liegen mit über drei Prozent etwas über dem Niveau deutscher Investment-Grade-Anleihen. Dafür hat die norwegische Krone das Potenzial, gegenüber dem Euro perspektivisch aufzuwerten.

In Europa ist Tschechien ebenfalls einen Blick wert. Tschechien könnte ohne Weiteres dem Euro beitreten, da alle Voraussetzungen für einen Währungsbeitritt erfüllt wären. Dies hilft der Währung, als stabil wahrgenommen zu werden.

In der Ferne gibt es weitere Währungen mit hohen Verzinsungen, die einen Blick wert sind und einem Depot einen Renditeschwung verschaffen können. Mexiko profitiert enorm von der nordamerikanischen Freihandelszone. Zudem hat die amtierende Regierung die Verschuldung in Zaum gehalten. Die Verzinsung liegt oberhalb von neun Prozent. Das beinhaltet eine Risikoprämie für eine schwer einzuschätzende Währung. Brasilien entwickelt sich von einem notorisch defizitären Entwicklungsland zu einem Nettoexporteur mit einer zunehmend stabilen Währung.

Gerade wenn nun die Inflation weltweit weiter deutlich zurückgeht, sind in vielen Währungsräumen wieder positive Realrenditen zu erzielen. Das dürfte für die besprochenen Alternativwährungen zumindest kurzzeitig negativ sein. Eine laufende Verzinsung ist dennoch aktuell ein starker Trumpf.

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